Die erste Finsterwanderung im Biosphärenpark Nockberge

 

 

Am 29.08.2019 fand rund um Neumond unsere erste Finsterwanderung mit Dr. Wolfgang Hofmeister statt.

 

Schon seit Monaten freue ich mich auf diesen Moment. Die erste geführte Finsterwanderung mit Dr. Wolfgang Hofmeister. Viele Fragen beschäftigten mich vorab.

Ist es überhaupt möglich eine Finsterwanderung ganz ohne Licht über Stock und Stein zu machen? Verlaufen wir uns oder finden wir überhaupt den Weg? Bekomme ich Angst? Was hat Dr. Hofmeister überhaupt alles vor? Und, werde ich der einzige Teilnehmer sein?

Solche und ähnliche Fragen haben sicherlich auch die restlichen Teilnehmer der, schließlich 7 Köpfigen Wandergruppe im Vorfeld beschäftigt. Der Tag rückte immer näher und der Wetterbericht war so wie wir alle, auch etwas unsicher.

Am Tag der geplanten Wanderung hatten wir schließlich wunderbares Sommerwetter. Bis zu dem Zeitpunkt um 18:00 Uhr Abends als wir los marschierten. Da begann es zu regnen. Wir waren jedoch optimistisch und starteten bei leichtem Regen unseren Anstieg von rund 1,5 Stunden auf die Brunnachhöhe.

Der Regen lies jedoch nicht nach und wir mussten einige Zeit unter Bäumen im Wald ausharren

Die Zeit wurde aber mit interessanten Geschichten und Erzählungen von Dr. Hofmeister aus seiner Zeit als Buscharzt in Afrika überbrückt. Nachdem der Regen doch wieder nachließ, ging es zügig weiter bergan.

 

Nach etwa 45 Minuten setzte der Regen abermals ein und wir stellten uns bei einer Hütte knapp unterhalb unseres Zieles unter.

Der Plan wurde kurzfristig etwas umgeworfen. Wir stärkten uns und beobachten das Wetterleuten im Osten. Zum Glück blieben wir vom Unwetter verschont. Es regnete lediglich mäßig aber stetig. Die diversen Übungen, welche Dr. Hofmeister für die Gruppe vorbereitet hatte, mussten aufgrund des Wetters abgesagt werden. Je weiter die Nacht hereinbrach, desto gespannter waren wir auf den Hauptteil des Abends, die eigentliche Finsterwanderung.

Schließlich begannen wir mit einer entspannten Meditationsübung. Die Augen wurden für rund 10 Minuten unter der Anleitung von Dr. Hofmeister geschlossen und wir konzentrieten uns auf seiner Worte und unsere Atmung.

Als wir tief entspannt unsere Augen wieder öffneten, war es bereits sehr dunkel. Die Zeit zum Aufbruch war da.

Die Finsterwanderung soll von nun an Beginnen.

Im Abstand von etwa 10 Metern, ging jeder für sich alleine los. Sprechen war unerwünscht, denn jeder soll sich ab sofort auf seine Sinne und den Weg konzentrieren.

Anfangs war es noch relativ leicht, da man aufgrund der Dämmerung den Weg unter seinen Füßen noch sehr gut erkennen konnte. Mithilfe unserer Wanderstöcke, welche uns als erweitertes Tastorgan dienten, konnten wir den Weg nach unten doch überraschend einfach finden.

Dennoch gingen wir bedächtig, die Schritte wurden stetig kleiner und zögerlicher. So manchen Stein, Wurzelstock oder gar Stufe konnte man nicht mehr sehen. Man musste sich auf sein Gefühl und seine verbliebenen Sinne verlassen.

 

Es wurde immer dunkler

 

Hochkonzentriert tasteten wir uns bergab. Der Hörsinn wurde durch den Regen eingeschränkt, was die Finsterwanderung erschwerte. Wir kamen jedoch sehr gut voran. In regelmäßigen Abständen warteten wir alle zusammen um zu sehen ob keiner verloren ging und alles in Ordnung ist. Und schon ging es leise und mit Abstand weiter.

Hie und da ein kleiner Ausrutscher, dieser wurde jedoch stets gekonnt abgefangen.

 

Hochspannend wurde es im Wald

 

Die hereinbrechende Nacht war wundervoll still und der Seh-Sinn verlor immer mehr an Bedeutung. Anfangs erkannte man noch gut graue Schatten, Höhen und Tiefen. Diese wichen allmählich und wurden mit der Zeit immer mehr zu einheitlich schwarzem Flimmern vor den Augen. Der Weg glich grau-schwarzer Camouflage. Auf kleiner Lichtung kann man noch Umrisse erkennen und plötzlich taucht man wie durch einen tiefschwarzen Vorhang in den Wald ein und sieht nicht mal mehr seine eigenen Hände vor Augen.

 

Ab Jetzt, vollste Konzentration

 

Man hätte die Augen genau so gut geschlossen halten können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Schritt für Schritt tasten wir uns bergab. Hier eine kleine Kante, da eine doch beachtlich hohe Stufe nach unten. Überraschend gut gemeistert. Langsam geht es weiter. Vorne wird es wieder etwas heller, eine kleine Lichtung ist in Sicht und plötzlich taucht vor mir eine schemenhafte Gestalt auf. Nur 1/2 Meter entfernt. Ich bin ohne es zu merken fast auf meinen Vordermann aufgelaufen. Kurzes, stilles warten und schon geht es weiter.

Ein fantastisches Gefühl stellt sich ein

 

Ich fühle mich großartig. Sicher, bedächtig und mit Respekt gehe ich den Weg stetig bergab, immer gespannt wie der Weg als Nächstes wohl sein wird.

Abwechselnd tauchen wir in tiefschwarze Bereiche ein ohne das geringste zu sehen und kommen wieder in lichtere Bereiche wo man doch wieder schemenhaft den Weg erkennen kann. Ich kenne die Gegend grundsätzlich sehr gut und bin mir sicher, auf welcher Stelle des Weges wir uns gerade befinden. Umso mehr wundert es mich, als ich 15 Minuten später erkenne, dass ich mich in punkto Standort um einige Hundert Meter vertan habe.

 

Ich muss plötzlich lachen weil ich mit meiner Einschätzung so arg daneben lag

 

Aber das Wichtigste ist, dass wir uns immer noch am richtigen Weg befinden.

Als es immer dunkler wird, nehmen die Abstände zwischen den Teilnehmern doch deutlich ab und man kann seinen Vordermann des Öfteren erkennen, hören oder erahnen. Das gibt einem doch noch ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Dabei ergaben sich einige Male recht lustige Szenen. Wenn der Vordermann vom eigentlichen Weg abkommt, einige Meter ins Nirgendwo geht und vom Hintermann mit großem Vertrauen „verfolgt“ wird. Solche Momente erlebten wir alle. Man geht zielsicher den Weg entlang doch plötzlich beschleicht dich das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Der Untergrund fühlt sich anders an oder plötzlich steht da ein Baum im Weg und man stellt fest, dass man vom Weg abgekommen ist. Da hilft nur, zurück und den eigentlichen Weg finden. Zum Glück gelang uns das allen stets recht gut.

 

Da der Regen nicht mehr aufgehört hat, und es uns im unteren Bereich doch etwas zu gefährlich erschien, entschieden wir uns den letzten Teil der Finsterwanderung doch mit unseren für Notfälle mitgebrachten Lampen zu gehen. Kaum war das Licht an, war der Zauber der Finsternis vorbei. Der Fokus stellte sich prompt wieder auf das Licht ein und wir gingen die letzten 30 Minuten gemächlich zurück zu unserem Ausgangspunkt, dem Gasthof Hinteregger.

 

Bei einem Bierchen wurde das gerade erlebte Revue passieren gelassen. Jeder war trotz Regen und eingeschränktem Programm begeistert von den Erfahrungen welche er für sich alleine, aber auch in der Gruppe in den letzten Stunden, mit teils kompletter Finsternis gemacht hat.

 

Trotz der Bedingungen konnten wir die erste Finsterwanderung als einen vollen Erfolg für alle Beteiligten verbuchen.

 

 

Wir freuen uns auf eure Teilnahme!

(Erfahrungsbericht: Martin Hinteregger)